BULLDOG   STUDIOBREAKER  14

 

 

Gleich am Anfang zur Klarstellung: 
der hier getestete Bulldog Studiobreaker 14 ist ein Prototyp.
Er ist sozusagen noch unfertig und durch allerlei Tests schon etwas angegriffen. Er unterscheidet sich in einigen Punkten auch noch vom jetzt erhältlichen Serienmodell. Die Beschriftung der Reglerplatte ist zum Beispiel in der Serie praxisgerechter und die beiden runden Aufkleber links auf dem Foto sind dann natürlich auch nicht vorhanden  :-)

 

 

Der Bulldog Verstärker werden in Deutschland in Handarbeit hergestellt.
Man bekommt sie im Musikhaus Jever , das mir diesen Prototyp freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
Der Bulldog Studiobreaker 14 ist momentan der kleinste Verstärker der Palette. Er ist ein Vollröhrenamp mit zwei ECC83 Röhren in der Vorstufe und zwei 6V6 Röhren in der Endstufe. Eine Röhrengleichrichtung wie z.B. der ebenfalls 6V6 bestückte Fender Deluxe Reverb hat er nicht. Als besonderes Feature hat man beim Studiobreaker die Möglichkeit, über einen Kippschalter auf der Unterseite des Verstärkerchassis zwischen zwei unterschiedliche Ausgangsleistungen zu wählen. Entweder 7 oder 14 Watt.

Der Amp ist einkanalig ausgelegt. Regelbar sind Gain und Tone, außerdem gibt es einen Fat Kippschalter, 
einen dreistufigen Charakterschalter und ein Mastervolume, das bei diesem Prototyp eine besondere Funktion hat. Eine türkisblaue Power-Leuchte zeigt ob der Amp an ist. Neben dem Hauptschalter gibt es auch einen Standby Switch.

Das Gehäuse ist "british" angehaucht, man kennt es vom 18 Watt Mini-Bluesbreaker aus dem Hause Marshall. Ansonsten hat der Bulldog Studiobreaker mit diesem Klassiker aber wenig gemeinsam, es ist im Grunde ein völlig anderer Amp. Als Speaker ist ein roter Eminence Red Fang eingebaut. Ein Alnico, der dem Amp ganz gut steht. Außerdem gibt es einen zusätzlichen Speakerausgang.

 

                   

 

Der Prototyp ist noch etwas ungehobelt. Der Tone-Regler arbeitet subtil bis fast gar nicht und das Mastervol. hat auch noch so seine Tücken. Dinge, die laut Hersteller beim Serienmodell aber nicht mehr zu bemängeln sind.

Bei diesem Prototyp hat das Master nur auf dem ersten Drittel die Funktion der Gesamtlautstärkeregelung, die hier leider noch eher in Schaltermanier bewerkstelligt wird. Auf den letzten beiden Dritteln fügt es kontinuierlich Bässe hinzu. Zwar nicht extrem, aber doch merkbar. Genau das macht zusätzlich auch noch der Fat Kippschalter. Der bringt untenherum eine nicht zu knappe Ladung Schub.
Nach Aussage des Herstellers haben die Serienmodelle wohl aber einen ganz normalen Master-Regler.

Der Charakterregler beeinflusst in drei Stufen die Höhen. Im Zerrbetrieb agiert er nicht so deutlich, er ist für den cleanen Betrieb da und dort macht er sich auch sehr positiv bemerkbar. Er bietet drei praxisgerechte Höhenpresets.

Die Leistungsreduzierung von 14 auf 7 Watt macht sich wider Erwarten auch in Lautstärke recht deutlich bemerkbar. In der 14 Watt Stellung ist er eine ganze Ecke lauter. Der Prototyp ist dann sogar ein richtiger Brüller, da das Mastervolume nicht gerade feinfühlig arbeitet. Wohnzimmerlautstärke ist da nicht drin, da müssen dann schon die 7 Watt her. Mit einer Stratocaster hat man in der 14 Watt Einstellung genug cleanen Headroom für eine mittellaute Band. Verzerrt kann man sowieso überall mithalten, zur Not mit einer zusätzlichen Box. Mit einer Humbuckergitarre zerrt es etwas früher, ich kam in unserem Trio aber auch damit clean klar.

Die 14 Watt Einstellung ist transparenter und direkter als die 7 Watt Variante, die abgesehen von der geringeren Lautstärke auch komprimierter, weniger knallig und etwas gutmütiger daherkommt.

Der Cleansound ist gut, hat für mich so etwas wie einen ganz leicht "britifizierten" Fender Charakter. Ich glaube, mit einem Jensen würde er fenderiger klingen, der Eminence Red Fang soll ja auch einen eher britischen Charakter bringen und der Einfluss der Speaker auf den Ampklang ist bekanntlich alles andere als gering. 
Der cleane Sound ist schön räumlich und warm, ohne Höhen vermissen zu lassen. Dabei habe ich das Charakterpoti meiste in der mittleren Stellung belassen. 

Der Amp ist sehr direkt. Gerade in der 14 Watt Einstellung wird nichts schöngefärbt, jede Unsauberkeit im Spiel, jeder Spielfehler kommt gnadenlos zum Vorschein. Das ist nix für Pfuscher.
Das gilt insbesondere für den Zerrsound, der so ca. ab 9 Uhr Stellung des Gainreglers sauber einsetzt. Diese Gainregler Einstellung irgendwo zwischen 9 und halb 10 Uhr ist mein Favorit. Bei ganz leichtem Anschlag ist der Sound clean, haut man etwas rein wird es schon ziemlich saftig verzerrt. Das ist sehr dynamisch und macht enorm Spaß. 

 

 

Auch beim maximalen Zerrgrad kann man sich nicht durchs Solo tragen lassen, man muss immer noch im positiven Sinne kämpfen. Das ist sozusagen Vintage. Für High Gain braucht man einen Verzerrer oder Booster. Beides verträgt der Studiobreaker sehr gut.

Die Dynamik bleibt bis zum Vollanschlag erhalten, die Sound bleibt immer transparent und durchsetzungsfähig. Das gilt auch für die 7 Watt Einstellung, obwohl die etwas komprimierter und braver daherkommt.
Ich würde das alles klanglich ähnlich wie den Cleansound auch irgendwo zwischen Fender und Marshall ansiedeln. Die 6V6 Endröhren machen sich zwar in Deluxe-Manier bemerkbar, andererseits ist es aber irgendwie ruppiger als ein Fender. Ganz so rau und mittennöckig wie ein EL34 Marshall alter Schule ist es aber wiederum auch nicht. Der Bulldog hat seinen eigenen Sound und soll sicher auch gar keine Kopie von irgendwas sein.

Er klingt mit der Strat genauso gut wie mit meiner ES 135 und die Gitarren behalten ihren Charakter.
Mit den in der Serie abgestellten kleinen Mankos ist dies ein klasse Amp. Ich persönlich würde um den Cleansound abzurunden noch einen Hall ordern, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Man sollte aber nicht erwarten, dass dieser Bulldog ein Schoßhund sein könnte. Um zu klingen, braucht er etwas Dampf. Und das ist dann auch mit 7 Watt nicht zu unterschätzen.

 

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