Chandler Tube Driver 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Den Chandler Tube Driver gibt es schon eine ganze Weile. Viele bekannte Namen bringt man damit in Verbindung, Eric Johnson, Gilmour, Gibbons, Satriani... kann also so schlecht nicht sein, das Ding :-)
Ist es auch nicht! Es klingt sogar richtig gut, das schon mal vorweg.
 
Es gibt unterschiedliche Versionen, auch Rackversionen. Die wirklich einzig wahren sind laut Butleraudio Website aber nur die, auf deren Gehäuse Concept & Design: B.K. Buttler steht. Nur die haben die originale Schaltung und alle anderen klingen anders. So steht es jedenfalls im Web.

Das Testpedal ist so ein Original. Ein klein wenig modifiziert mit einem Sicherungshalter auf der Oberseite. Bei diesem Pedal steht nicht nur Tube drauf, da ist auch Tube drin. Eine ECC83 Röhre arbeitet am Klang mit. Sowas braucht ordentlich Strom, daher gibt es hier ein eingebautes Netzteil und ein festes Netzkabel. Warm wird eine Röhre auch, deshalb gibt es rechts und links im sehr stabilen Gehäuse Lüftungsschlitze. Das Gehäuse besteht aus ineinandergreifenden Blechteilen, die verschraubt werden. Für mich ist das typisch amerikanisch. Das kennt man auch z.B. von Fulltone oder Electro Harmonix.

Zu den obligatorischen Level und Drive Reglern gesellen sich zwei Klangregler für Hi und Lo. Die sind sehr effektiv und es tut sich auch in den Mitten eine ganze Menge in den unterschiedlichen Einstellungen. Die regeln zusammen wirklich den Klang und nicht nur etwas mehr oder weniger Höhen und Bässe. Ob das Pedal unter Strom steht oder nicht, zeigt eine grüne LED an. Eine rote LED leuchtet zusätzlich, wenn der Effekt eingeschaltet ist. Die Buchsen sitzen vorne in der Stirnseite.

Das Pedal hat einen weiten Bereich an Zerrgraden intus. Wenn man den Level Regler ganz aufdreht und den Regler für den Zerrgrad auf den ersten Milimetern, dann zerrt das Pedal noch nicht, wenn man nicht gerade sehr output-starke Pickups am Start hat. Man hat dann einen cleanen Booster mit ganz schön Wumm parat, den man gut mit den beiden Klangreglern beeinflussen kann. Von Treble Boost-mäßigen Biss bis zum reinen Bassboost ist da alles drin.

Dann geht es über den Drive Regler aber schnell in die Zerrregionen. Wenn man das etwas cleaner haben möchte, könnte man eine schwächere Röhre einsetzten. Die lässt sich leicht austauschen und da ist in Sachen Zerrgrad und auch Klang einiges an Anpassungen möglich.

Beim Testpedal steigert sich der Zerrgrad gut einstellbar bis zu einem sehr satten und schön komprimierenden High Gain Sound am Ende des Regelweges. Die Kompression unterstützt den Spieler und lässt die Gitarre richtig schön singen. Da ist mehr Zerrgrad drin als ich ganz subjektiv bräuchte. Selbst mit meiner eher klingelig dünnen Strat sind richtig fette tragende Solosounds drin. Gut so, lieber zu viel als zu wenig :-)

Ich hab einen Tubescreamer zum direkten Vergleich über eine A/B Box daneben gelegt. Das sind Welten, der Tube Driver klingt ganz anders und fühlt sich auch anders an. Ein Tubescreamer klingt daneben sehr eng und boxig, sehr mittig und fühlt sich auch härter an. Das hat jetzt nichts mit besser oder schlechter zu tun, es ist nur eben ganz anders. Der Tube Drive gibt weichere Rückmeldung und ist viel mehr amp-like. Ob es nun Einbildung ist oder nicht, man meint, die Röhre da drin auch zu fühlen.

Das Pedal klingt über den ganzen Zerrbereich richtig gut und reagiert auch schön auf das Volume Poti der Gitarre. Man kann den Zerrgrad schön damit beeinflussen, das ist alles sehr dynamisch und damit musikalisch. Angezerrte Riffs a la Keith Richards mit der Tele finde ich damit auch richtig klasse.

Obwohl es aus Kanada kommt und man den Ton mit den Reglern ganz schön verbiegen kann, klingt es für mich eher britisch in Richtung Marshall. In den oberen Mitten wird es leicht rau und glasig, wenn man will. In meinen Ohren ist der Tube Driver ganz klar für Singlecoils gemacht. Strat und Tele passen bestens. Mit Humbuckern oder auch P90 wird es leicht verwaschen, irgendwie knödelig und etwas fuzzy. Dem kann man zwar mit dem Lo Regler entgegenwirken, aber trotzdem: Hohen Input mag das Pedal nicht so gerne, moderate Einspuler passen deutlich besser. Eigentlich passen die sogar wie die Faust aufs Auge, denn damit klingt es richtig genial :-)

Mit meinem Baldringer Dual Drive konnte ich nach einer Weile Dreherei an den Potis fast identisch klingen. Der Tube Driver drückt dem Amp aber eher den Marshall Stempel auf, das Baldringer Pedal ist neutraler am Werk. Jedenfalls in meinen Ohren.

Kurzum:
Das Ding klingt richtig klasse, fühlt sich gut an, ist vielseitiger als man vielleicht vermutet und macht richtig Spaß. Strat- oder Telespieler machen damit nix verkehrt, eher im Gegenteil. Da ist alles richtig.

Über die Optik kann man streiten. Meine Frau meinte wegen dem beige und den gelb/schwarzen Reglern, das Pedal sähe aus wie ein altes DDR-Ding  :-)

 

Vielen Dank an Björn für die freundliche Leihgabe!

 

 

                                                                                                                                                              06/2018