ELECTRO HARMONIX KEY9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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So ein E-Piano ist ja eine feine Sache! Ein Rhodes oder Wurlitzer klingt klasse und mancher Gitarrist wünscht sich sowas, kann aber keine Tasten bedienen. Oder er kann dies, hätte aber gerne für Gigs die Option E-Piano Sounds parat zu haben, ohne eben ein solches transportieren zu müssen. Da gab es schon lange die Möglichkeit, Gitarrensynthesizer mit entsprechenden Sounds zu benutzen. Z.B. ein Roland GR-55. Das hat leider den Nachteil, dass man einen speziellen Pickup zum Ansteuern braucht.

Jetzt kam die altbekannte New Yorker Effektschmiede Electro Harmonix daher und präsentierte der Gitarrenwelt mit dem B9, dem C9 und dem Key9 kleine Pedale, die einfach mal eben zwischen Gitarre und Amp geschaltet klassische Orgel- und E-Pianosounds produzieren sollen. Und das mit einem sehr guten Tracking. "Tracking" meint das möglichst Verzögerung- Störungs- und Unterbrechungsfreie Wandeln des Inputsignals in den gewünschten Sound. Da hapert es auch bei den Gitarrensynths zum Teil noch sehr.

Da ich insbesondere E-Piano Sounds mag habe ich mir ein Key9 schicken lassen. In unserer Band könnte diese Geschichte bei einigen Stücken sehr gut passen.

Das Key9 kann aber noch etwas mehr. Es hat in seinen 9 abrufbaren Presets noch Steel Drums für etwas Karibik-Flair, Holz Marimba Sounds, ein Vibraphone mit Tremolo und einen speziellen Chorus im breiten Angebot. Die Piano-Presets sind ein Wurlitzer, ein klassisches Fender Rhodes mit Phaser, ein modifiziertes Fender Rhodes mit Klangbearbeitungsmöglichkeit, ein Fender Rhodes mit Tremolo und eine perkussive Orgel.

Das Pedal wird mit einem mitgelieferten 9 V Netzteil betrieben, jedes andere Standard 9 V Teil tut es auch. Die Verarbeitung ist einwandfrei.

Ein Eingang und zwei Ausgänge sind da. Jeder Ausgang hat seinen eigenen Volumeregler. Der eine Ausgang ist "trocken" und nicht abschaltbar. Da wird das Gitarrensignal in der Lautstärke regelbar einfach durchgeschleift. Will man das Signal nicht haben, dann dreht man Volume runter oder belegt die Buchse eben gar nicht. Ansonsten kann man damit die Piano- und Gitarrensounds getrennt ausgeben. Z.B. das Piano ins Pult, die Gitarre in den Amp.

Man könnte also einen Gitarristen plus E-Pianisten mit einer Gitarre simulieren. Das hapert aber etwas daran, dass man seine Spielweise dem Key9 schon sehr anpassen muss, sonst klingt es nämlich nach irgendwas so ungefähr und nicht wirklich nach E-Piano. Andersherum spielt der Gitarrist dann etwas unorthodox sozusagen. Tasten und Saiten sind leider nicht so einfach zu vereinbaren.

Der Piano-Output ist über den Fußschalter ganz normal in den Bypass zu schalten. Was natürlich bedeutet, dass das Pedal dann den Gitarrensound ausgibt.

Der weiße Regler schaltet durch die 9 Presets. Die zwei schwarzen Regler rechts haben in den Presets unterschiedliche Funktionen. Bei einem Rhodes regeln die z.B. den Bass und den Anteil der typischen Obertöne, die EHX passend mit "tine" beschreibt. In anderen Presets z.B. die Geschwindigkeit und Intensität vom Tremolo und vom Phaser.

Der Klang der angeschlossenen Gitarre spielt keine Rolle! Ob Strat, ob Paula, wurscht. Der Output des Pickups ist aber wichtig. EHX empfiehlt außerdem, den Stegpickup zu benutzen. Ich hab festgestellt, dass das tatsächlich besser ist, warum auch immer. Bei allzu schwachen Pickups kann ein cleaner Booster helfen. Der sollte aber wirklich clean sein, denn Verzerrer vor dem Eingang mag das Key9 nicht. Das führt zu Trackingproblemen. Manche Sounds gefielen mir mit einem vorgeschaltetem Kompressor besser! Das sollte man auf jeden Fall ausprobieren.

In Youtube Videos produzieren Menschen mit dem B9, C9 und Key9 bombastische, authentische Sounds. Ich sag ganz ehrlich: Ich hab sowas nicht hinbekommen! I.V. mit Gitarrenamps am wenigsten, direkt ins Pult über Full Range Lautsprecher schon eher, aber auch da nicht wirklich. Und das schon unabhängig von der Notwendigkeit, die Spielweise anpassen zu müssen!

Im Vergleich zu meinem Yamaha Synthesizer MO6, der nun nicht up to date ist, klingen die Rhodes und Wurlitzer Sounds zwar wie E-Pianos, aber leider wie nicht besonders gute. Es geht einfach nur in die Richtung, mehr nicht. Insbesondere der Bassbereich hat bei den Fender Rhodes Simulationen mit den Originalen wenig zu tun. Da fehlt das organische, wirklich authentische, das bei mir Gänsehaut hervorruft. Ich finde die Rhodes nicht gut. Das Wurlitzer gefällt mir schon etwas besser, aber auch das fällt im Vergleich zu entsprechenden Yamaha Keyboard Presets deutlich ab. Es ist mir zu dumpf und es fehlt ebenso dieses organische Etwas, anders kann ich das nicht beschreiben.

Die Effekte der Pianos, also das Tremolo und der Phaser klingen klasse, aber es kommt nun mal auf den Grundsound an. Die machen den auch nicht besser, kaschieren nur.

Die Steel Drums gefallen mir in Sachen Klang grundsätzlich besser. Da hapert es aber schnell mit dem Tracking, da wird manches mal verschluckt, wenn es schneller zur Sache geht. Die Holz Marimba Sounds sind auch lecker, das Tracking besser. Das ist gut zu gebrauchen. In einer Reggae Band oder so sicher ein klasse Gimmick. Die Vibes mit Tremolo sind auch interessant. Damit kann man z.B. schön Jazzen. Auch hier ist das Tracking nicht ganz so klasse, aber das ist brauchbar. Trotzdem: Auch diese "Zugaben" klingen eher künstlich. Man sollte das alles als spezielle Effekte ansehen und keine wirklich authentischen Sounds erwarten.

Der Chorus ist sehr speziell. Er kann schön Leslie-ähnlich klingen. Cold shot a la SRV geht damit sehr gut. Die oberen Mitten klingen immer etwas über-komprimiert, werden nach dem Anschlag etwas lauter und schwellen dann ab. Das ist ein interessanter Sound. Über die beiden Regler lassen sich ziemlich viele Sounds einstellen, auch heftige Detune-Sachen. Ein schönes Effekt.

Mein ganz subjektives Fazit:
Ich bin etwas enttäuscht. ich hab mir das alles klanglich authentischer vorgestellt. Auch das Tracking überzeugt mich noch nicht wirklich. Eine Verbesserung zu den bisherigen Gitarrensynth-Konkurrenten sehe bzw. bemerke ich da nicht
Sicher kann man damit bei Gigs mal schnell ein E-Piano simulieren, aber es klingt nicht wirklich überzeugend. Für mich ist das vergleichbar z.B. mit den Gitarrensounds aus den Keyboards wie z.B. meinem Yamaha MO6. Das klingt alles nach Gitarre, aber mehr leider nicht. Ebenso ist es für mich hier beim Testpedal. Es klingt nach E-Piano, mehr aber auch nicht. Und das hat nicht mit der anzupassenden Spielweise zu tun. Ich schicke es wieder zurück.

Für mich gilt nach diesem Test immer noch: Orgeln und Pianos brauchen zwingend Tasten! ;-)