IBANEZ  TUBE  KING  TK999HT



 

 

 

 



 

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Beim Ibanez Tube King TK999HT hat man es mit dem Nachfolger des Ur-Tube King TK999 zu tun. Optisch hat das "neue" Gerät kaum noch etwas mit dem Vorgänger zu tun. Es ist deutlich größer und ein Schwachpunkt des Urmodells, die empfindlichen Potiknöpfe, wurde beseitigt. Eine Röhre ist immer noch maßgeblich am Ton beteiligt, serienmäßig ist eine ECC83 eingebaut.

Laut Manual bietet der TK999HT die modernste und aggressivste Tube-Distortion, die heute möglich ist. Heute bedeutet bezogen auf das Erscheinen des Pedals auf dem Markt 2008. Von einem abgesenkten Mittenbereich für modernen Heavy Rock ist außerdem im Manual die Rede. Die von Ibanez angepeilte Zielgruppe ist also nicht die Blues, Jazz und Rock Ecke, in der ich eher zuhause bin. Andererseits passte der vielseitige Vorgänger Tube King trotz ausgeprägtem Zerrvermögen auch sehr gut in diese Zielgruppe. Außerdem konnte man diesen auch gut durch das Wechseln der Röhre durch einen "schwächeren" Glühkolben entschärfen und an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Laut Besitzer des roten Testpedals ist das auch bei diesem Modell möglich, wenn auch mit einiger Schrauberei verbunden. Ich habe nicht geschraubt, der Test des Pedals erfolgt also mit der originalen Röhre, so, wie man es vom Hersteller bekommt.

Wie oben schon gesagt, sind die Potis im Gegensatz zum Vorgängermodell versenkt angebracht, also gegen Fußtritte geschützt. Das verstellt sich auch nichts versehentlich. Die Ausstattung ist im Grunde wie beim Vormodell. Das Pedal hat ein sehr gut fünktionierendes Gate, das über das rechte der vier schwarzen Potis einzuschalten und zu regeln ist. Die anderen drei schwarzen Potis sind Lo, Mid und Hi. In der Mitte gesellt sich ein Presence-Schieber mit zwei möglichen Voreinstellungen für die Brillanz, die oberen Höhen. Dazu gibt es oben beim "Röhrenfenster" zwei flache Regler für Volume und Gain. Eie rote LED zeigt an, ob das Pedal eingeschaltet ist.

Der Netzteilanschluss ist rechts, wie in den Fotos zu sehen. Er muss benutzt werden, Batteriebetrieb ist beim roten Tube King nicht möglich. Ein passendes 12 Volt Netzteil gehört zum Lieferumfang.

Zwar habe ich das Vorgängermodell nicht mehr und ein direkter Vergleich ist mir daher nicht möglich, aber der rote King kam mir auf Anhieb etwas aggressiver vor als der bronzefarbene Ur-Tube King. Die Ausrichtung in die Heavy-Zielgruppe ist ausgeprägter. Der Zerrgrad ist vor einem cleanen Amp sehr hoch, das geht ganz schön ab. Selbst meine klingelige himmelblaue Single Coil Strat macht dann den Bösewicht und kann auch richtig singende Soli mit viel Sustain. Was dabei besonders auffällt ist der Schub, den das Pedal untenherum produzieren kann. Das Drückt, was das Zeug hält wenn man will. Die Klangregelung arbeitet wie beim Vorgänger sehr effektiv und differenziert. Jedes Poti macht intensiv genau das, was man erwartet. Das hört sich zwar an, als ob sowas normal sein müsste, aber das ist bei weitem nicht bei allen Pedalen so, vor allem nicht in diesem "Ausmaß". Schon beim Vorgänger habe ich die Klangregelung als so etwas wie vorbildlich beschrieben. Hier ist es immer noch so.

In Sachen Heavy Sounds mit viel Gain finde ich das Pedal genial und sehr vielseitig. Wer noch mehr Gain bzw. Zerrung braucht, kann sogar noch ein Pedal davor schalten. Ich habe das mit einem Okko Diablo gemacht. Das ist zwar irgendwie der Zerrgrad-Overkill, aber für die, die es brauchen: es geht. Mit meiner Single Coil Strat ist der maximale Zerrgrad so was wie Heavy Rock, würde ich sagen. Mit Humbucker bewaffnet liegt man drüber und landet im Metal Bereich. Den ganz heftigen Mesa Rectifier Soundwandcharakter a la "Du Hast" von Rammstein oder so bekommt man aber nicht ganz hin, höchstens vielleicht mit sehr output-starken Pickups.

Natürlich gibt es beim maximalen Zerrgrad auch einiges an Nebengeräuschen, aber dafür hat man das Gate, dessen Regler mit Void bezeichnet ist. Meiner Meinung nach bräuchte das Gate gar nicht den weiten Regelbereich, den es hat. Einfach mit einem kleinen Dreh am Poti einschalten und in der niedrigsten Einstellung belassen reicht schon. Dann ist Stille in den Spielpausen. Sehr gut, das Gate. Soll ein Akkord auch mal ausklingen, dann würde ich es aber ausschalten. Erstens, weil die Nebengeräusche so hoch eigentlich gar nicht sind und zweitens, weil das Gate dann eben irgendwann schalterartig dicht macht.

Bei weniger Zerrgrad ist das Gate überflüssig. Der Zerrgrad lässt sich über den ganzen Regelweg gut steuern, ganz clean bekommt man das Pedal mit der Werksröhre nicht. Dafür ist das Gerät aber auch nicht gedacht und gebaut. Wer einen cleanen Booster will, der sollte sich woanders umschauen. Mit Humbuckern hat man bei ganz zugedrehtem Zerrgradregler schon einen deftig angezerrten Klang. Der klingt eher rund, lässt sich aber durch die Klangregelung gehörig verbiegen. Man bekommt gute dynamische angezerrte Sachen hin, die einen eigenen Charakter haben. Mir gefiel das Pedal bei wenig Zerrgrad sehr gut i.V. mit meiner Telecaster. Trotzdem merk man, dass das Pedal für mehr Zerrgrad gemacht ist, da liegen die eigentlichen Stärken des roten Tube King.

Fazit:
Gefällt mir sehr gut. Für Heavy Gitarristen ganz sicher eine wichtige Test-Adresse.

Vielen Dank an Markus Diehl für die freundliche Leihgabe!