Ideyha  Kouen Fuzz und Giga Distortion



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Von Heiko Höpfingers Firma Basslab bekam ich zwei bemerkenswert kleine pechschwarze Teilchen namens Kouen und Giga zugeschickt. Die Pedale werden von der japanischen Firma Ideyha in Kyoto hergestellt. Ein bisschen rumstöbern in der Website www.ideyha.com ist durchaus lohnenswert.

Insbesondere das Filmchen, in dem ein Herr Jinmo im Schneidersitz vorm Apple Notebook offenbar im Sadomaso-Keller oder in einem Sexshop mit einem Steinberger Paddel kämpft und dabei heftig an den Potis des Giga Pedals dreht, sollte man sich ansehen. Die dabei entstehenden Geräusche kann man als Gitarrenspiel bezeichnen oder auch nicht, das mag jeder für sich entscheiden. Ich fand es auf jeden Fall recht lustig und habe nach dem Hören der Soundfiles in der Website die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Pedale auch gut klingen können. In ein/zwei kurzen Sequenzen kann man das ja erahnen. Die sind schon irgendwie strange, die Japaner  :-)

Das Kouen ist ein Fuzz und das Giga heißt Distortion. Klitzeklein sind die Dinger. Zum Größenvergleich habe ich mal einen TS9 (der klanglich nicht das geringste mit den Ideyha Pedalen zu tun hat) und eine 9 Volt Batterie daneben gelegt. Wenn man bedenkt, dass auch noch ein 9 Volt Block in das Gehäuse passen soll, fragt man sich wirklich, wie die Japaner den Rest da reinbekommen haben. Wie das geht, sieht man auf dem Foto vom Innenleben des Giga Distortion. Pechschwarz kunststoffbeschichtet sind die beiden kleinen, die oben aufgeklebte Metallfolie mit der Beschriftung auch. Das bedeutet, dass man sich bei einem dunklen Bühnenboden und Schummerlicht schon genau merken sollte, wo man die Pedale hingelegt hat.

Die Verarbeitung der kleinen Panzer ist über jeden Zweifel erhaben. Zuerst denkt man, mit einem Tritt auf den Schalter trifft man auch die Potis. Das geht aber, das passt so. Und falls es doch mal passiert: die halten das aus. Beide Pedale haben eine rote LED. Einen Netzteilanschluss hat nur das Giga Distortion, das Kouen Fuzz benötigt aufgrund des sparsamen Umgangs mit der Batterie offensichtlich keinen.

Beim Kouen Fuzz ist auch das Regelwerk sparsam, es gibt nur einen Volume- und einen Gainregler. Das Giga Distortion hat mehr und mit seinem parametrischen EQ auch eher ungewöhnliches zu bieten. Mir fällt als Zerrpedal mit diesem Feature auf die Schnelle nur das alte Pearl Overdrive ein. Neben den obligatorischen Vol und Gain Potis hat das Giga noch ein C/B und ein FRQ Poti. C/B hat eine Mittenrastung und bedeutet ganz einfach Cut/Boost. Mit dem FRQ stellt man die Frequenz ein, deren Bereich man absenkt oder boostet.

Nach einem kurzen, völlig verständnislosen Blick in das in feinsten und sehr hübschen japanischen Schriftzeichen gehaltene Manual habe ich beide Pedale mit meinen Deluxe Reverb und meiner Gibson ES 135 verkabelt und sehr gespannt die Ohren gespitzt.

Auch wenn das Giga als Distortion bezeichnet wird sind beide ganz klar Fuzz-Pedale mit sehr ähnlichem Grundklang. Im Giga steckt sogar mit ein bisschen Regelei fast das Kouen mit drin. Allerdings nur fast, irgendwie klingt das spartanischere Kouen Fuzz mit seinen einsamen zwei Reglern immer einen Tick organischer und für meine Ohren auch schlicht und einfach besser. Beide Pedale haben enormen Output, das Kouen noch etwas mehr als das Giga, aber cleane Klänge sind beiden völlig fremd. Schon bei ganz zugedrehtem Gain Regler gibt es bei beiden Verzerrung. Beim Kouen etwas mehr, beim Giga in Verbindung mit outputschwächeren Single Coils leichtes Anzerren. Will man weniger, muss das Volume Poti der Gitarre ran.

Auf der ersten Hälfte des Gain-Regelweges passiert dann bei beiden nicht viel, die zweite Hälfte bietet dann aber insbesondere auf dem letzten Viertel eine heftige Zunahme des Zerrgrades. Der erreichbare Zerrgrad ist ziemlich hoch, auch vor einem cleanen Amp sicher den meisten mehr als genug.

Das Kouen ist so richtig klasse fuzzig. Eine Klangregelung habe ich nicht vermisst, weder mit der Gibson ES noch mit meiner Strat. Die Höhen stimmen einfach. Es sind genug da um nicht, wie manche anderen Fuzzboxen dumpf zu summen, aber andererseits auch nicht zuviele, denn es nervt oder sägt nichts. Und für ein Fuzz klingt und reagiert es auch sehr dynamisch. Im Bassbereich ist alles ebenso passend. Gerade genug, um nicht dünn zu wirken und es ist kein Hang zum Matsch da. Das Ding macht Spaß, wenn es an ist und sofern man Fuzzsounds mag.

Das Giga klingt grundsätzlich erstmal sehr ähnlich, das ist eindeutig auch ein Fuzz und nicht das, was man ansonsten meist als Distortion Pedal bekommt. Durch die parametrische Klangregelung ist es aber natürlich vielseitiger. Man kann den Grundcharakter zwar nicht komplett umstricken, Fuzz bleibt Fuzz, aber man kann den Klang gehörig färben. Sounds, die nach einem feststehenden Wah Wah klingen sind möglich. Direkter, indirekter, dumpfer, schriller, vieles ist möglich. Nicht schlecht, aber wie oben schon gesagt klingt das Kouen in meinen Ohren etwas lebendiger, direkter und organischer.

Auch wenn in der Hersteller-Website der Herr Jinmo bei seinen Soundfile-Einspielungen im Sadomaso-Keller einen anderen Eindruck hinterlässt, die beiden Pedale sind nicht nur was für Speed-, Trash- oder sonstwie-Metaller. Die haben auch eine Menge Vintage Potential. Mit der Strat kann man sehr gut den Hendrix rauslassen und mit der ES hatte ich immer Paranoid von Black Sabbath im Ohr. Das passt sehr gut.

Oben schrieb ich, das Kouen macht Spaß, wenn es an ist. Nicht ohne Grund, denn der einzige Kritikpunkt ist der Bypass. Der klaut bei beiden Pedalen etwas vom Signal. Bei outputstärkeren Humbuckern gibt es im Bypass vor einem cleanen Amp außerdem auch etwas Verzerrung, insbesondere bei den tiefen Saiten. Bei den schwächeren Single Coils sind diese Übernahmeverzerrungen aber nicht mehr zu hören. Den Leuten, die sowieso nur Zerrsounds spielen dürfte das egal sein, Herr Jinmo hat das sicherlich gar nicht bemerkt, aber trotzdem sollte das nicht unerwähnt bleiben.

Fazit: wer mit dem Bypass leben kann, bekommt richtig klasse Fuzzsounds. Ich würde das Kouen dabei vorziehen.

 

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