Pigtronix Philosopher King



 

 

 

 

 

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Von Warwick Music Equipment wurde mir zum Test ein  Pigtronix Philosopher King zugeschickt.
Die Farbkombination weiß/blau gefällt mir total. Die war immer schon mein Ding, was aber nichts mit dem Bundesland ganz im Süden zu tun hat. Das Pedal sieht klasse aus, finde ich. Und so viele Regler und Schalter... ein richtig schönes Spielzeug!

Das analoge, in den USA hergestellte Gerät beinhaltet einen optischen Kompressor, ein Distortion, einen Swell-, und einen Fade-Effekt. Mit den beiden letztgenannten lassen sich abgesehen vom Lautstärke Abblenden oder Hochfahren auch Tremolo, Stottern und Rückwärts-Sounds kreieren. Pigtronix nennt das Ganze ein ADSR für die Gitarre kombiniert mit einem Sustainer. ADSR steht für Attack, Decay, Sustain und Release. Ganz artig ins Deutsch übersetzt heißt das: Angriff, Zerfall, Erhalt und Freigabe  ;-)

Bevor wir angreifen und zerfallen erkläre ich aber erst Mal die ganzen Regler und so:
Für den Kompressor gibt es Volume, Treble, Compression und Sustain als Potis. Volume ist für die Lautstärke, klar. Treble ist ein 2 Khz boost oder cut. Sustain (heißt auch Treshold in der Kompressorwelt) regelt die Eingangsschwelle des Effekts, was bei höheren Settings eben ein längeres Sustain bewirkt. Der Ton "steht" also länger sozusagen. Der Compression Knopf wird im Manual als Balance Regler zwischen dem unbehandelten und dem behandelten Signal beschrieben. Er regelt für mich gefühlt letztendlich die Stärke der Kompression.

Der Regler Grit ist für den Distortion, den Verzerrer da. Der ist nur in der Intensität regelbar. Der Klang ist also, wie er ist, den muss man hinnehmen. Das ist aber nicht so problematisch, denn der klingt ganz harmonisch fett, etwas fuzzig und ist eher als ein "Schmutzbringer" zu sehen, als ein richtiger Verzerrer, würde ich sagen. Allerdings kann man auch heftig "verschmutzen", denn der mögliche Zerrgrad ist ganz schön hoch und der Ton kann natürlich auch durch den Kompressor bedingt extrem singen.

Zwischen der Kompressor/Distortion Sektion und der Swell/Fade Sektion liegen noch drei Kipper. Die regeln, was die Gitarre während und am Ende des Zeitraums des Swell und/oder Fade Effekts bewirkt. Der Erste heißt Auto Reset. Ist der off, muss man die Gitarre muten, um den Swell und/oder Fade Zyklus wieder in die Gänge zu bringen. D.h. spielt man weiter über das Ende des Zyklus hinaus, wird der Effekt nicht neu gestartet. Ist Auto Reset auf on, startet ein Signal am Ende des Swell und/oder Fade Zyklus den Effekt wieder, was z.B. Tremolo Effekte erst ermöglicht. Der Zweite Kipper heißt Speed Range und bietet zwei Geschwindigkeits-Voreinstellungen für die Swell und Fade Effekte, eine Langsame und eine Schnelle. Der Dritte heißt One Shot. Ist dieser off, kann man den Effektzyklus an jeder Stelle stoppen bzw. unterbrechen, indem man die Gitarre mutet. Ist er auf on, ignoriert das Pedal die Inputsignale während der Dauer des Swell und/oder Fade Zyklus. D.h. man kann während der Dauer des Effektzyklus spielen, was man will ohne dass der Effekt unterbrochen wird.

Alles klar? Wenn nicht: Langsam noch mal lesen  ;-)

Die Potis Swell und Fade regeln jeweils die Dauer des Effekts. Also wie lang es dauert, bist die Lautstärke von null auf hundert Prozent fährt und/oder umgekehrt. Hold blendet das Kompressor Signal noch mal zusätzlich ein. Das heißt z.B. Fade macht nicht ganz still am Ende des Zyklus, wenn dem so ist. Dadurch wird die Intensität des Effekts etwas entschärft sozusagen. Der Sensitivity Regler bestimmt, wie viel Eingangssignal nötig ist, um den Effekt zu starten.

Die blaue Release LED leuchtet, wenn das Gerät nicht in einer Swell und/oder Fade Phase ist. Wird eine Effekt-Phase gerade durchlaufen, ist sie aus. Das ist hilfreich, um z.B. exakt Swells zu starten.

Die große Anzahl der Klinkenbuchsen bedeutet nicht, dass man hier Irgendwas in Stereo bekommt. Es gibt nur einen Instrumenten-Input und auch nur einen Signal-Output, und zwar oben, in der "Stirnseite" des Pedals. Dort ist auch der Anschluss für das mitgelieferte Netzteil. Das Gerät braucht 18 Volt und Batteriebetrieb ist nicht möglich! Der vierte Anschluss in der Stirnseite heißt Trigger und dient zum Ansteuern (triggern) des Effekts mit einer Signalquelle a la Drumcomputer, MP3 Player etc..

Zwei andere Buchsen rechts und links sind für das Verwenden von Expression Pedalen gedacht. Mit denen kann man dann per Fuß die Zeit von Swell und Fade regeln. Die letzten beiden Buchsen CV in und CV out sind zum Verbinden mit einem zweiten Philosopher King geeignet, um die Geräte zu synchronisieren. Das funktioniert über die Stromspannung, es werden 2 bis 12 Volt ausgegeben bzw. angenommen. CV bedeutet Control Voltage.

Was fehlt noch? Ach ja, die drei Fußschalter:
Der Mittlere schaltet das Gerät grundsätzlich in den Bypass, das ist also sozusagen der Hauptschalter. Links und rechts kann jeweils der Swell und der Fade Effekt dem Kompressor zugeschaltet werden.
Will man den Kompressor umgehen, dreht man einfach den Compression-Regler ganz zu. Damit umgeht man übrigens dann auch den Distortion Effekt. Swell hat eine grüne LED, der Hauptschalter eine Blaue und Fade eine Rote.

Sich in das Gerät einzuarbeiten ist nicht gerade leicht. Einfach mal so an den Knöppen drehen und dann mal los ist sicher nicht der beste Weg. Von der Herstellerwebsite kann man sich ein PDF mit 8 Einstell-Beispielen runterladen. Das ist als Einstieg hilfreich, um die ganzen Möglichkeiten zu verinnerlichen.

Der Kompressor ist klasse! Von einer ganz subtilen Unterstützung bis zu heftigem Zusammenpressen ist alles gut einstellbar. Chicken picking honky tonky Telecaster geht sehr gut, Nashville lässt grüßen. Cleanes funky Rhythmus-Geplinker oder dicker, ewig stehender Solosound sind auch kein Problem. Für letzteres kann ein Verzerrer herhalten, oder man nimmt den internen Distortion. Oben schrieb ich, dass der ja abgesehen vom Zerrgrad nicht weiter regelbar ist, aber das stimmt nicht so ganz. Der Treble Regler macht sich natürlich auch da bemerkbar und man hat die Höhen damit sehr gut im Griff. Mit höherer Kompression neigt der interne Distortion sehr dazu, in die Obertöne abzukippen. Er klingt, wie oben schon beschrieben sehr harmonisch, eher schön als aggressiv. Auf irgendwelche sehr feinfühlige Dynamik braucht man beim Distortion nicht eingehen, denn der arbeitet nur i.V. mit dem Kompressor.
Wie oben schon kurz geschrieben: Dreht man den Compressor Regler ganz zu, dann gibt es auch keine Distortion. Der Verzerrer ist also nicht solo nutzbar.

Swell und Fade sind in Bezug auf Klang natürlich nicht weiter zu beschreiben, die lassen ja nur den Sound, der rein kommt auf-, oder abschwellen. Nur Swell alleine könnte man durch ein Volume Pedal ersetzen und so vielleicht sogar noch besser kontrollieren. Diese Rückwärts Sounds mit Swell und Fade zusammen rein theoretisch wohl auch, aber da erleichtert das Pedal die Sache doch ungemein.
Als sehr gutes Beispiel für diese Sounds können "are you experienced" und "may this be love" von Hendrix herhalten. Ein kleiner Tipp nebenbei: Von "may this be love" gibt es übrigens auch eine sehr schöne Version auf dem Wrecking Ball Album von Emmylou Harris. Da zeigt Daniel Lanois einmal mehr, dass er nicht nur gut produzieren, sondern auch klasse Gitarre spielen kann.

Zumindest bei Hendrix lief da wirklich ein Band rückwärts. Aber diesen Sound kriegt man mit dem Philosopher King wirklich gut hin. Mit weit zugedrehtem Fade, nicht zu langem Swell und Distortion dazu gibt es auch diese typischen "Flapps", die man bei "are you experienced" hört. Man muss aber dazu auch konzentriert spielen. Einfach nur losnudeln bringt nicht den gewünschten Effekt, den macht also nicht nur das Pedal allein! Den muss man auch aus dem Pedal herausholen.

Dann sind noch Tremolo Effekte verschiedenster Art möglich. Butterweiches Tremolo wie aus einem Fender Combo ist damit nicht gemeint. Das ist eckiger, härter, aber sehr vielfältig einstellbar. Man kann eben lange Schwellen und dann Zusammenbrechen lassen oder anders herum, und auch ganz kurze Stakkatos sind einstellbar. Das ist auch oder gerade für Aufnahmen echt klasse, finde ich.

Was mir noch einfällt: Die Unterseite des Pedals ist lackiert. Das ist gut für das Verwenden von Klettband zur Befestigung auf einem Pedalboard. In der Verpackung findet man aber auch eine passende dünne Moosgummiplatte zum drunter kleben, falls man das Pedal einfach so auf den Boden legen will.

Mein subjektives Fazit:
Wie ich eingangs schon schrieb: Ein richtig schönes Spielzeug! Eine Spielwiese für Klangtüftler. Nicht nur für die Gitarre, da kann man z.B. auch gut mal einen Bass oder ein Keyboard einstöpseln. Vintage und modern ist hier vorhanden. Die Rückwärts Sounds mit Gitarren sind für mich vintage, "are you experienced" war 1967! Die ganzen einstellbaren Schwell-, Tremolo-, und Stakkatosachen können aber auch kaum bis nie Gehörtes zu Tage bringen. Wie gesagt: Das Gerät lädt zum Spielen ein.

Mir gefiel es sehr gut, ich kann es absolut empfehlen und schicke es ungern zurück.

Vielen Dank an Warwick Music Equipment für das Zusenden des Pigtronix Philosopher King!
Zum Testzeitpunkt 02/2013 gibt es das Pedal im Fachhandel und auch im Warwick Online Shop.

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