Pushking Pedals Modelle 101 / 303 / 710



 

 

 

 

 

 

 

 


( "Vergleichsmaterial": BSM RM Treble Boost und Ibanez Tubescreamer )

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Die Pushking Pedale sind aus Deutschland, genauer gesagt aus Heidelberg und werden von Roland Schmidt zur Zeit einzeln und von Hand gebaut. Zum Testzeitpunkt 07.2013 sind ein reiner Booster, ein Overdrive und ein Distortion im Angebot. Ein Bassverzerrer und ein Fuzz sind in der Planung. Ich bekam von Pushking die momentane Modellpalette zugeschickt und in diesem Bericht geht es um alle Drei.

Eine Herstellerwebsite gibt es auch: www.pushking-pedals.de

Wie mir der Hersteller schrieb, gibt es für ein eigenes Gehäuse bei einer so kleinen Serie keinen wirtschaftlichen Spielraum. Daher wird die bekannte kleine Alubox verwendet, die kleine MXR - Größe also sozusagen. Bei Pushking werde die Boxen in drei Durchgängen auf Hochglanz poliert.

Unter dem Fußschalter sitzt dann jeweils eine Plastikrosette mit der eingravierten Modellbezeichnung und den ebenso gravierten Regler-Bezeichnungen. Ich finde, das sieht sehr edel aus. Jedes Modell hat da seine eigene Farbe. Der Booster 101 schwarz, der Overdrive 710 grün und der Distortion 303 blau. Farblich passend dazu sind auch die jeweiligen LEDs, wobei der Booster natürlich keine schwarze hat, sondern eine in strahlendem weiß.

Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Der Hersteller hält das aus gig- und klangtechnischen Gründen für besser. Da kann man vielleicht auch anderer Meinung sein, aber beim dritten Grund sind sich wohl alle einig, denke ich: Es ist umweltverträglicher. Der Netzteilanschluss ist oben, ich nenne das immer "in der Stirnseite" der Pedale. Ich persönlich halte das für die beste Lösung bzw. den besten Platz. Es passen die üblichen 9 Volt Netzteile z.B. a la Ibanez oder Boss. Auch ohne Stromversorgung geht das Signal im Bypass durch die Pedale. Sie haben also einen sogenannten True Bypass und das Durchgangssignal bleibt klanglich vom Pedal unbeeinflusst.

Die Reglerknöpfe ragen recht hoch hervor. Aber die Poti-Schäfte sind alle aus Metall und dick, die Knöpfe außerdem verschraubt. Das hält einiges aus. Die In- und Outputs sind ganz normal rechts und links in den Seiten angebracht. Auf der Unterseite kleben jeweils vier Gummiproppen als Füße.

Aufmachen ist nicht. Die Pedale sind alle aus wettbewerbsgründen versiegelt, zum Innenleben und dessen Verarbeitung kann ich nichts sagen. Ich hab aber zur Ansicht eine unbestückte Leiterplatte mitgeschickt bekommen, um zumindest anzudeuten, was in den Boxen los ist. Die Platte wird auch in Deutschland hergestellt und ist auf einem Foto links zu sehen.

So, damit ist das Allgemeine abgehandelt, denke ich. Nun geht es ans Eingemachte:

Als Erstes nehme ich mir den Pushking Booster, das Modell 101 vor:
Der kommt sehr aufgeräumt daher, denn er hat nur einen Gain Regler. Der Booster soll neutral sein und auch gut zur Verwendung mit anderen Pedalen und ggf. im Effektweg sein. Ich habe ihn erst Mal solo zwischen Verstärker und Gitarre verkabelt und ausprobiert.

Auch mit ganz zugedrehtem Gain Regler gibt es schon einen ganz leichten Schub. Und auch etwas mehr Brillanz und Klarheit, das Signal wird richtig aufgefrischt. Viele würden das Pedal sicher deshalb schon einfach immer eingeschaltet lassen. Außerdem wird damit auch das Arbeiten mit dem Volume-Regler der Gitarre unterstützt. Es funktioniert einfach besser, ähnlich wie das bei einem Treble Booster der Fall ist. Das war i.V. mit all meinen Gitarren so. Ein Treble Booster ist der 101 aber nicht, dazu fehlt ihm viel zu viel "Gift". Das ist mehr so der Fullrange Allrounder.

Das wurde z.B. in Verbindung mit meinem voll aufgedrehten und mit Power Soak etwas gebändigtem Marshall Bluesbreaker Combo (JTM 45) deutlich. Der typische Höreindruck der strafferen aufgeräumten Bässe, der da mit einem Treble Booster entsteht, ist mit dem 101 nicht da. Der 101 Boostet auch die Bässe und die Mitten hoch und lässt die sogenannte Endstufenzerrung fuzziger und fetter braten als i.V. mit einem Treble Booster.

Mit so einem voll aufgedrehten Non Master Amp alter Schule kann das dann ggf. etwas zu dick sein, das ist mit einem Fullrange Booster wie dem 101 aber völlig normal. Mit etwas moderneren Verstärkern mit Mastervolume sieht das ganz anders aus. Mit meinem kleinen Peavey Classic 20 konnte ich z.B. mit dem 101 dem schon gut zerrenden Grundsound einen schönen Solosound draufsetzten. Der bekam sozusagen einen klasse Solo-Kanal verpasst. Das klang sehr gut.

Gain weiter aufdrehen erhöht dabei ganz einfach nur kontinuierlich den Output des Pedals bis zu einer Dosis, die eigentlich für alles ausreichen sollte. Ein feines Ding ist das! Für mich ist das eher schon so was wie ein Klang-Auffrischer. Einem müden Amp kann der ganz schön Beine machen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen: Wer den 101 mal hat, der macht ihn selten, wenn nicht sogar gar nicht wieder aus.

Kandidat zwei in der Reihe ist das Pushking Modell 710, Overdrive:
Der hat die klassischen Regler Gain, Tone und Level parat und basiert auf dem grünen Tubescreamer. Die Schaltung wurde aber laut Hersteller dahingehend verändert, dass sich ein tighter modernerer Sound mit vielen Obertönen ergibt. Im direkten Vergleich zum daneben gelegten Ibanez TS aus den Achtzigern ist der Unterschied auch ziemlich deutlich. Ein Tubescreamer Klon ist das 710 Pedal nicht wirklich, dazu klingt es viel zu "anders". Ich finde sogar, es klingt ziemlich eigenständig.

Tight passt gut. Untenherum hat der 710 deutlich mehr Bums als mein zum Vergleich verwendeter alter Ibanez TS 9. Außerdem klingt der 710 insgesamt wärmer, man kann den Tonregler am Pedal weit aufdrehen, ohne dass was schrill wird. Die Dynamik, die Reaktion auf den Anschlag ist beim 710 wesentlich besser ausgeprägt. Da kann man bei voll aufgedrehtem Gain Regler zumindest mit Single Coils über die Anschlagsstärke ganz locker von satter Verzerrung in ganz cleane Gefilde wandern.
Wegen der recht warmen und unten herum dicken Klangentfaltung passte das Pedal für mich etwas besser zu meinen Single Coil Gitarren, also meiner Tele und meiner Strat. Mit meiner dicken Humbucker ES war das für mich etwas zu viel, insbesondere i.V. mit dem Halshumbucker.

Irgendwie hat mich der Sound an das Hermida Zendrive Pedal erinnert, das ich habe und das musste dann auch für einen Vergleich herhalten. Damit kommt man dem Soundcharakter des 710 näher als mit dem Ibanez Tubescreamer. Dazu muss man den Voice Regler des Zendrive so auf ca. 10 Uhr drehen, dann passt das ganz gut, wobei das 710 aber noch etwas weicher und gefälliger klingt, weil es einen Tick mehr komprimiert. Ganz schön süß, das Ganze. Ein bisschen Tubescreamer goes Dumble ist das. Mit meiner Tele und meinem Fender Deluxe Reverb fand ich das richtig klasse! Robben Ford hätte sicher Freude an dem Pedal.

Fehlt noch das Pushking Distortion Modell 303:
Hier findet man wieder drei Regler: Gain, Voice und Level. Dazu gibt es noch einen Kippschalter, der zwei Voreinstellungen in Bezug auf den Mittenanteil bietet.

Das Pedal ist überhaupt nicht vergleichbar mit dem 710 Overdrive. Es klingt völlig anders. Viel rauer und es klingt auch nicht so sauber aus, die Verzerrung blendet sich etwas "dreckig bretzelnd" aus, was aber nur i.V. mit einem cleanen Verstärker zu hören ist. Das ist nicht negativ zu sehen, sondern das Verhalten ist Geschmackssache. Man kennt das auch von anderen Pedalen, wie z.B. dem Boss Bluesdriver oder dem ersten Marshall Guv´nor. Das 303 Distortion Pedal ist deutlich aggressiver als die Tube Screamer Klangrichtung. Dabei hat es aber nicht mehr maximalen Zerrgrad parat als ein typischer TS.

Der Kippschalter bietet zwei insbesondere in den Mitten und Bässen unterschiedlichere Sounds. Der "dickere" hat nicht nur mehr davon parat, er klingt auch etwas weicher und wärmer. Der "dünnere" Sound ist glasiger und härter. Mit Single Coils durchschnittlichen Outputs muss man den Gain Regler schon ordentlich aufdrehen, damit es vor einem cleanen Verstärker zerrt. So ab 12 Uhr geht es erst los und das wie oben schon geschrieben eher ruppig. Das ist ein raues Pedal, klingt für mich wie eine Mischung aus Fuzz und Distortion. Der Voice Regler arbeitet sehr subtil. Mein Eindruck ist, dass er beim Aufdrehen eher Mittenbereiche herausfiltert, als wie eine Höhenblende zu arbeiten.

Also vor einem cleanen Amp ist das Teil ein ziemliches Raubein! Wenn auch mit eher weichem Attack, daher klingt es für mich auch etwas nach Fuzz. Ich finde ganz subjektiv, es passt besser vor einen bereits zerrenden Amp oder Zerrpedal. Da bringt es so richtig schön "Schmutz" ins Spiel. Da kommt der Kippschalter auch viel besser zur Geltung. Der erste Sound pumpt eher nur die Verzerrung auf, ohne groß den Sound zu verändern. Der zweite dickere Sound bringt dagegen einen eher mittenbetonteren Solosound. Dafür wäre es sehr passend, statt des Kippschalters einen Footswitch zu bieten, um die Sounds per Fuß schaltbar zu machen. Die kann man nämlich ganz sicher beide im Setup nutzen. Vielleicht müsste dann eben die Alu Box eine Nummer größer her. Ich glaube, das wäre klasse.

Vor einem cleanen Amp ist es also sehr rau und wirklich Geschmackssache. Vor einem bereits zerrenden Amp, das braucht nur leichtes Anzerren zu sein, ist das ziemlich klasse. Auch in Verbindung mit anderen Zerrpedalen.

Das 303 ist übrigens das einzige Pedal der drei Testgeräte, das man auch mit mehr als 9 Volt betreiben kann. Bis zu 18 Volt sind erlaubt und ich habe das ausprobiert. Wider Erwarten klingt das 303 mit 18 Volt etwas gefälliger vor einem cleanen Amp! Das Einsetzten und Ausklingen der Verzerrung ist weniger spröde, das Pedal ist nicht mehr ganz so rau und ich meine, auch etwas mehr Zerrgrad zu hören.

 

Mein ganz subjektives Fazit:
Das sind drei schöne Pedale mit eigenem Charakter Made in Germany. Keine Klone, sondern wirklich eigenständige Geräte und dadurch natürlich nicht unbedingt jedermanns Sache. Am "eigenständigsten" und damit ja eigentlich auch am charaktervollsten finde ich das 303 Distortion, das wird dadurch sicher ebenso viele begeisterte User finden, wie auch Ablehner. Der Booster 101 und der Overdrive 710 sind nicht ganz so "radikal" und werden meiner Meinung nach sehr viele begeistern.

Vielen Dank an  PUSHKING PEDALS  für das Zusenden der drei Testpedale!