Visual Sound V2 Series Pedals

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Bei Visual Sound tat sich was im Jahre 2009. Es kam eine neue Pedalserie namens V2 heraus. Sie enthält neue "Kreationen" und auch Updates von älteren schon fast als Klassiker zu bezeichnenden Pedalen, wie dem Route 66, dem Jeckyll&Hyde und dem H2O Chorus. Einige der Verzerrer aus der neuen Serie hat mir Blue Guitar freundlicherweise für einen Test zur Verfügung gestellt, an dieser Stelle erst mal ein Dankeschön dafür. Einen Überblick über die ganz V2 Serie kann man sich in der Herstellerwebsite www.visualsound.net verschaffen.

Die schön bunten Pedale kommen in neu designten Alu Gehäusen mit neuem Fußschalter, der für 10 Millionen Tritte ausgelegt sein soll. Der sollte ein hartes Musikerleben lang halten, denke ich  :-)
Zum Test habe ich hier die beiden Tubescreamer Varianten Route808 und das Double Trouble, das im Grunde aus zwei Route808 besteht. Dazu das Distortionpedal Son of Hyde, das Open Road Overdrive und das Angry Fuzz, das auch einen Octaver mit an Bord hat.

Alle Pedale wirken massiv und haltbar und sind klasse verarbeitet und lackiert, da gibt es nichts zu mäkeln. Das schwarz/gelb lackierte Open Road kommt leider optisch etwas billiger rüber als die anderen Pedale, finde ich. Bei den anderen hat man sich etwas mehr Mühe gegeben in Sachen Outfit. In den Kunststoffbodenplatten findet man separate Batteriefächer mit Scharnierklappe. Die Abdeckungen gehen also nicht so leicht verloren, wie es z.B. bei älteren Ibanez Pedalen der Fall war. Die Metall-Potiknöpfe sitzen fest auf Metallschäften und sind außerdem durch die Form des Gehäuses geschützt. Die Einstellung der Potis ist in manchen Situationen nicht gut ablesbar, aber das ist noch im Rahmen.

Das Double Trouble und das Son of Hyde Distortion haben aufgrund der hohen erreichbaren Zerrgrade und der naturgemäß damit verbundenen Nebengeräusche ein Noise Gate. Es lässt sich komplett abschalten und ist auch in der Empfindlichkeit regelbar. Beim Doppelpedal Double Trouble lässt es sich außerdem nur auf eine der beiden Zerrseiten oder auf beide legen. Die Einsteller dafür findet man bei beiden Pedalen innen auf der Platine.

Ich beschreibe die Pedale der Reihe nach:

Route808 und Double Trouble:
die beiden sind die Tubescreamer Variante von Visual Sound. Das Double Trouble ist dabei nichts anderes als das Route808 im Doppelpack, da ist einfach alles doppelt vorhanden und dazu noch das Noise Gate. Die Regler regeln klassisch Drive, Tone und Volume. Dazu gibt es einen Bass-Boost. Beim Route808 gibt es eine blaue LED, beim Double Trouble gesellt sich zur blauen noch eine rote. Beim Doppelpedal können beide Seiten einzeln oder beide zusammen geschaltet werden. Es gibt also nicht wie z.B. beim Fulldrive II eine Gainstufe dazu sondern zwei eigenständige Zerrer in einem Pedal. Beide gleichzeitig einzuschalten geht auch, erfordert aber einen breiten Fuß und Gefühl. Die beiden Zerrer im Double Trouble und das einsame Route808 klingen einzeln tatsächlich alle so gut wie gleich.

Heraus kommt typischer Tubescreamer Sound. Im Vergleich zu meinem alten Ibanez TS9 gibt es geringe Unterschiede im Klang, so lang der Bass Boost ausgeschaltet ist. In den Höhen klingen die V2 Pedale einen ganz kleinen Tick klarer und härter, untenherum einen Tick satter. Insgesamt klingt das etwas frischer und dynamischer. Bei gleicher Reglerstellung haben die V2 Pedale in Sachen Output etwas die Nase vorn, es tönt lauter aus dem Speaker. Der erreichbare Zerrgrad ist gleich, je mehr Zerrgrad im Spiel ist, desto weniger kommen die Klangunterschiede zum Ibanez TS 9 zu Tage. Bei voller Drehzahl klingen die Pedale nahezu gleich. Ich würde sagen, die beiden grünen V2 Pedale klingen und reagieren klasse.

Richtig abgehen kann es natürlich, wenn man beim Double Trouble beide Seiten vom Zügel lässt. Das klingt wie Tubescreamer on Drugs, der erreichbare Zerrgrad ist sehr hoch. Dabei ist auch alles auf Vollgas ein guter Sound, so kurz vorm verschlucken, das trägt einfach nur mit endlosem Sustain. Das ist echt klasse und macht Spaß. Mit etwas Nachdenken und Schrauben an den jeweiligen Volume und Drive Reglern kann man sich zwei gleichlaute unterschiedliche Zerrgrade basteln oder einem Zerrsound mit einem Schaltertritt einen Lautstärkesprung verpassen. Die Nebengeräusche sind dabei aufgrund des Noise Gates kein Thema. Das Noise Gate funktioniert richtig gut und stört eigentlich nie, wobei ich die Werkseinstellung (auf minimal) noch nicht einmal verändert habe. Ok, wenn man einen Ton endlos ausklingen lässt, macht es natürlich irgendwann hörbar zu. Aber Hallo: das ist ein Noise Gate! Und wer sich tatsächlich daran stört, der kann es ja ausschalten.

Der Bass Boost macht genau das was er soll. Es gibt mehr Bums untenherum und das gar nicht wenig. Mir wäre das zumindest mit meiner Humbucker ES je nach Amp sogar schon fast zu viel, aber man hat ja die Wahl und einer Strat steht das außerdem besser als der ES. Das schiebt ganz schön und ist eine gute Zugabe in Sachen Klangvielfalt.

In Sachen Tubescreamersound sind die beiden grünen aus der V2 Serie echt eine Empfehlung wert, wobei ich dann eigentlich lieber gleich zum großen rate. Das Double Trouble hat es wirklich in sich, ein cooles Pedal ist das! Mit dem Ding hat man sozusagen den Über-Tubescreamer.

 

Open Road Overdrive:
Das gelbe Pedal ist in dieser Testreihe das spartanischte, regelbar sind nur ganz klassisch Drive, Tone und Volume.
Es ist ein Overdrive ohne Tubescreamer-Mittennase, es klingt breiter und offener und auch rauer als die beiden TS-Varianten in dieser V2 Serie und damit deutlich anders. Nicht nur wegen der Farbe erinnert es mich etwas an das Boss OD-3, ganz ungefähr diese Klangrichtung ist das (naja, nur ungefähr). Es klingt für mich mehr nach Amp als die beiden oben getesteten grünen Vertreter. Ganz leicht angezerrte Sachen kann das Pedal meiner Meinung nach besser, das klingt natürlicher. Ich würde dem gelben Ding das Attribut "leichter Marshall-touch" mitgeben und es klingt deutlich besser als es aussieht.

Voll aufgedreht zerrt es satt und singend. Es tönt nicht so direkt wie ein Tubescreamer, wegen des anderen Mittenverhaltens. Also wenn ich mich in dem Testfeld in Sachen Klang zwischen grün und gelb entscheiden müsste...   Es ist schwer, aber ich glaube meine Wahl wäre tatsächlich gelb. Ein "gelbes Double Trouble" wäre eine feine Sache, aber man kann ja auch zwei kleine gelbe kaufen. Oder einmal grün und einmal gelb...  Tja, die Qual der Wahl.

 

Son of Hyde Distortion:
Das Distortion der V2 Serie ist natürlich für die stärkeren Zerrgrade da. Es hat neben Drive und Volume eine Klangregelung mit Treble und Mid Potis, dazu kommt noch ein Bright Switch in Form des kleinen Kippschalters unter den Potis.

Es kann auch zahm sein in Sachen Zerrgrad. Auch leicht angezerrte Sachen sind drin, klingen aber etwas kraftloser als z.B. beim gelben Open Road, das ist auch nicht das Hauptarbeitsfeld des roten Son Of Hyde. Nur etwas mehr angezerrt und schon blüht es auf. Kontinuierlich kann man sich mit dem Drive Regler ins High Gain drehen. Voll aufgedreht zerrt es leicht intensiver als das Double Trouble auf Vollgas (beide Zerreinheiten zusammen), aber dabei stabiler und es klingt mehr wie "dafür gemacht".

Selbst bei Vollgas ist in den Spielpausen Stille. Das Noise Gate funktioniert für meine Begriffe perfekt! Es stört nie, würgt nichts ab und hält nichts zu. Eigentlich habe ich es genau so wenig gehört oder gefühlt wie die Nebengeräusche in den Spielpausen.

Den Bright Switch halte ich nur für moderatere Zerrgrade geeignet. Weit aufgedreht plus Bright Switch beißt richtig. Ich finde das zu schrill, zumal man auch nur mit dem Treble Poti schon einen "Schrillgrad" rein drehen kann, der jenseits von Gut und Böse ist. Die Klangregler auf 12 Uhr und Bright Switch aus klingt ausgewogen, ein richtig guter High Gain Sound für Rhythmus und auch Soli. Das singt endlos und setzt unterschiedliche Anschlagsintensitäten und Varianten musikalisch um. Den Sound kann man jetzt noch weitreichend mit Treble und Mid formen, die Regler arbeiten recht intensiv. Der Bassbereich lässt sich nicht regeln, ich hab da aber nichts vermisst. Das schiebt genug, irgendwie passt das alles. Den Bright Switch halte ich eher für überflüssig, den würde ich nicht vermissen.

Der Charakter des Pedals ist eher rockig, würde ich sagen. Auch wenn es sehr schrill beißen kann ist es grundsätzlich nicht das aggressivste seiner Gattung. Mir kommt das entgegen und deshalb finde ich es klasse und empfehle ein Antesten.

  

Angry Fuzz:
Der Fuzzeffekt ist hier mit den ersten beiden Potis in Output und Zerrgrad zu regeln. Das dritte Poti namens Anger regelt den Anteil des Octavers, bei ganz zugedrehtem Anger-Regler ist der Octaver aus, dann gibt es Fuzz pur. Der kleine Kippschalter bei den Potis ist ein Bright Switch.

Das Fuzz ist für ein Fuzz ungewöhnlich dynamisch am Werk, das fiel mir gleich auf. Das gibt schon mal einen fetten Pluspunkt. Da ist nichts zu wattig oder mollig. Auch der weite Bereich in Sachen Zerrgrad ist klasse, von kaum bis fast zu viel ist alles drin. Es bleibt aber immer "stabil". Dieses unkontrollierbare sich selbst überholen, das manche Fuzzpedale am Ende der Regelwege parat haben, das hat das Angry Fuzz nicht. Mit dem Bright Switch kann man richtig die fiese Säge auspacken, ohne bleibt es harmonischer. Den Bright Switch finde ich hier nicht so überflüssig wie beim Son of Hyde, weil er bei niedrigeren Zerrgraden gut passt. Ist aber alles natürlich Geschmackssache. Das ansonsten keine Klangregelung da ist, hat mich nicht gestört. Nichts ist zu viel oder zu wenig, mir gefällt es. Kurz: klasse Fuzz!

Mit dem Octaver kommt sofort der Jimi ins Spiel. Ich finde, das klingt absolut authentisch. Eine Strat sollte man dafür aber einstöpseln. Mit anderen geht es natürlich auch, aber die Strat ist einfach richtiger dafür. Den Anteil von Zerrgrad und die Intensität des Octaver kann man sehr feinfühlig regeln und es lassen sich dadurch sehr sehr viele Facetten herauskitzeln und formen. Das Pedal macht richtig Spaß und es kann mit Sicherheit locker gegen so manches teure Jimi H. Voodoo-Boutique Schnittchen anstinken.

Fazit: Das Fuzz ist klanglich klasse. Es ist aber eher so das Mainstream-Fuzz, es will also nicht unbedingt wehtun. Fuzz ist sowieso so eine Sache, da muss man ausprobieren und anhören. In Verbindung mit dem Octaver ist es aber meiner Meinung nach über alle Zweifel erhaben. Wer diesen typischen Sound sucht, der kann das Angry Fuzz eigentlich blind kaufen.

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