Ibanez TS-808   1979 und 1980

Ein Vergleich von Firebird Fredi

 

Hier liegen sie also vor mir, die beiden Retro-Zwillinge, welche die technologische Speerspitze bei Overdrive-Pedalen Ende der 70er / Anfang der 80er darstellen. Der ältere der beiden Vertreter der Ibanez TS-808 Reihe - gebaut Ende der 70er (schmal und gut erhalten - hier: TS-79 -), der Jüngere Anfang der 80er gebaut und schon recht zerschlissen (hier: TS-80).

Unterschiede zwischen diesen beiden Schmuckstücken historischer japanischer Treter-Baukunst gibt es schon rein äußerlich. Beim bloßen Nebeneinander fällt auf, dass der TS-80 in der Breite einen halben Zentimeter größer ist. In der Länge hingegen unterscheiden sich nur um 1-2 Millimeter. Trotzdem wirkt der TS-79 fast ein bisschen zierlich gegenüber seinem jüngeren Bruder. Während die Potiknöpfe identisch sind, wird bei der Bezeichnung des rechten Potis aus dem „Balance“ (beim TS-79) ein „Level“ beim TS-80. Für meinen Geschmack trifft der Begriff „Level“ die Sache besser, da dieses Poti den „Output“ des Treters nach Wunsch reguliert. Über die weiteren äußerlichen und technischen Unterschiede wurde hier an anderer Stelle kompetent berichtet (siehe TS-808 Seite 2), so dass ich den Lesern gerne die Wiederholung erspare.

       1979             1980

Wie im wirklichem Leben jedoch unterscheiden sich auch diese Brüder nicht nur durch Ihre äußerlichen Merkmale, es gibt auch deutliche Unterscheide in Sachen Klang zu berichten.

* Geschichtsmodus ein *

Zuvor muss man sich jedoch verdeutlichen, dass beide Pedale aus einer Zeit stammten, da der  der gemeine Gitarrist über einen Combo oder Head spielte, welcher standardmäßig entweder über keine oder nur mäßige Vorstufen-Übersteuerung verfügte. Um kostspielige Umbau- und Tuningaktionen zu vermeiden, setzte dieser auf das „Overdrive“-Pedal. Die Industrie erschloss sich schnell dieses Feld und brachte die hinlänglich bekannten Bodentreter auf den Ladentisch bzw. unter den Fuß. Es war die Pre-Recti-Zeit, also kurz nach der rock-musikalischen Steinzeit! ;-)

* Geschichtsmodus aus *

Das Ergebnis vorweg: der TS-79 klingt insgesamt ausgewogener und seidiger als TS-80. Dieser ist eher der Raufuß unter den Brüdern, sozusagen der Kerl fürs Grobe. Wie kommt das? Schuld sind wohl die unterschiedlichen Maikäfer im Inneren der Boxen. Während der TS-80 doch eine deutliche Portion mehr Bass und Mitten besitzt, glänzt der TS-79 durch ein homogenes und in sich rundes Frequenzspektrum. Er macht eigentlich immer, sowohl im crunch- wie im echten Zerrbetrieb eine gute Figur. Die Stärke des TS-80 hingegen ist eher der sustainärmere Durchsetzbetrieb à la australischem Riff-Rock. Er bringt das „Kunststück“ fertig, zwar weniger Sustain als sein Bruder anzubieten, dabei aber trotzdem mehr „Knast“, d.h. mehr Lautstärke durch den Level- (bzw. Balance-) Regler auf den Verstärker zu erreichen. Mit beiden Modellen sind bei entsprechender Lautstärke auch sehr schöne
(Saiten-) Rückkoppelungen zu erreichen, wobei dies natürlich auch nicht unwesentlich von dem verwendeten Griffholz abhängt. Andererseits dürfte ein nicht unerheblicher Teil der TS-808-Anwender im Normalfall nicht mit solchen Lautstärken arbeiten. ;-)

Ob man nun diesen oder jenen einsetzt, dürfte eher ein Frage des persönlichen Anwendungsfeldes sein. Während der temperierte Blueser wohl eher zum TS-79 greifen wird (wenn er noch einen findet...), kann der Rocker sich auch mit dem TS-80 gut befreunden.  Sicher ist jedoch, dass beide Exemplare im Grundsound schön nach TS-808 klingen, nicht mit Höhen geizen und dieser Klang in Verbindung mit einem entsprechenden Gitarrenverstärker zurecht einen Meilenstein der Overdrive-Geschichte darstellt.

f_f

P.S.: Dankeschön an Dieter, dass ich diesen Test machen durfte.... J

 

                                    ZURÜCK  zum TS-808 Test          ZURÜCK zur Overdrivetest Startseite